Unstillbare Sehnsüchte
Gerd Scherms Erzählungs-Band
  
„Stell Dir vor, die Schule ist aus, und Du weißt nicht, was Du mit Deiner Zeit anfangen sollst.“ So beginnt die Titelgeschichte des neuen Fürth-Buches von Gerd Scherm. Was sich daraus auch entwickeln mag, der Leser kann sicher sein: Langweilig wird es jedenfalls nicht. In 27 Facetten reflektiert der aus Fürth stammende und jetzt in Binzwangen bei Colmberg lebende Künstler die Nachkriegszeit aus der Perspektive eines aufgeweckten Jungen.

„Hoffen kostet nichts“, ist das Bändchen mit autobiografischen Erzählungen überschrieben. Motto einer Zeit der unstillbaren Sehnsüchte. Bescheidene Lebensverhältnisse waren ein guter Nährboden. Fantasie war gefragt, Improvisationstalent und manchmal auch ein dickes Fell. Gerd Scherm ist ein scharfsinniger, humorvoller und engagierter Beobachter. Authentisch nähert er sich dem Charakter der Stadt, der sich in ihren Menschen ausdrückt. Mit einer Vorliebe für das Originelle und Skurrile unterhält er zudem hervorragend.

Kindheitserinnerungen aus der Altstadt hatte Scherm bereits 1997 in dem inzwischen vergriffenen Band „Die Karpfenburg“ veröffentlicht. Zahlreiche neue Geschichten sind in der Zwischenzeit hinzugekommen. Einige sind den FN-Lesern aus der literarischen Dienstagsreihe „Fürther Freiheit“ bekannt. Das jetzt vorliegende Bändchen fasst alles zusammen, was Gerd Scherm bisher auf diesem Gebiet gearbeitet hat.

Es sind Geschichten, die das Leben geschrieben hat, keine Stadtgeschichte im herkömmlichen Sinn, aber deshalb stadtgeschichtlich nicht weniger interessant, wie auch Stadtheimatpflegerin Barbara Ohm in ihrem Vorwort findet.

Erschienen sind die Erzählungen „Hoffen kostet nichts“ in Gerd Scherms Binzwangener Kontor für Kunst und Literatur. ISBN 3-8311-4478-8, 123 Seiten, 15 Euro. 
Volker Dittmar

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13.11.2002
  
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