Gerd Scherm
Der aus Fürth stammende Gerd Scherm sucht in Grenzbereichen nach der Wahrheit
Schamane im Computerzeitalter
Eine Fülle kreativer Ausdrucksformen zwischen Erdwächtern und Multimedia-Aktionen erschlossen

FÜRTH – - Er ist ein waschechtes Fürther Gewächs und stammt aus einer Ecke, wo die Stadt noch am urtümlichsten erscheint. Die Gustavstraße war das Revier seiner Kindheit. Doch von der Enge der Altstadt ließ er sich nicht einfangen. So sehr er auch mit Fürth verwachsen ist, so zielstrebig ging sein Blick hinaus ins Neuland. Diesem Streben ist auch seine künstlerische Entwicklung verpflichtet. Gerd Scherm haftet überhaupt keine provinzielle Beschränktheit an. Im Kontakt mit bedeutenden Künstlern wie HAP Grieshaber und Niki de Saint-Phalle hat er seinen Horizont schon früh erweitert.

Vielfältig interessiert

Immer waren es Grenzbereiche, die ihn interessierten. 1967 machte der gerade 17-Jährige mit ersten literarischen Veröffentlichungen auf sich aufmerksam. 1970 gehörte er zu den Gründern eines interdisziplinären Kultur-Kollektivs und gab zusammen mit Godehard Schramm die Zeitschrift UmDruck heraus. Auch als Theaterau tor hatte er sich bereits hervorgetan, als er 1972 mit dem Fürther Kulturförderpreis ausgezeichnet wurde. 1973 organisierte er die Literaturtage in Selb. Fünf Jahre später wurde er mit dem Grenzland-Preis für Lyrik ausgezeichnet. Bei Symposien in den USA, Kanada, Skandinavien, England, Frankreich und Italien schärfte er seinen Blick für aktuelle Entwicklungen der Gegenwartskunst.

Magie der Orte

Mit „Meditativen Landschaften“ machte sich Gerd Scherm nach 1983 auch in der Bildenden Kunst einen Namen. Zusammen mit seiner Lebensgefährtin Friederike Gollwitzer realisierte er am Laubenweg das Projekt „Magischer Garten“. Zahlreiche Ausstellungsprojekte hat Gerd Scherm organisiert. Vor allem als Initiator der Reihe der „Fürther Kunstbegegnungen“ machte er sich einen Namen. Von 1993 bis 1996 sorgte er mit der Atelier-Galerie „Kulturgut“ in der Hirschenstraße für anspruchsvolle kreative Impulse.

Seiner Lyrik haben sich bereits der Erlanger Komponist Werner Heider, der Bremer Komponist Erwin Koch-Raphael und das Südostbayerische Städtetheater Passau angenommen. Intensiv hat sich der zuletzt mit der Berliner Matthias-Claudius-Medaille ausgezeichnete Gerd Scherm mit der Kabbala, dem Schamanentum und anderen archaischen Erfahrungen beschäftigt. Mit Erdwächter-Installationen setzte er in Deutschland und Österreich Zeichen für ein sensibles Natur-Verständnis. Mythologie und Symbolik sind zentrale Erfahrungsfelder im Schaffen von Gerd Scherm geworden.

Bibliophile Werke

Zahlreiche bibliophile Veröffentlichungen – insbesondere in Zusammenarbeit mit dem österreichischen Grafiker Wilhelm Schramm – zeugen von der Auseinandersetzung mit archaischen Erfahrungen. Dabei blieb Gerd Scherm den neuen Entwicklungen im Medienbereich gegenüber immer aufgeschlossen. Fax-Art und Internet-Projekte erweiterten Gerd Scherms Arbeitsspektrum. Für den Bezirk Mittelfranken hat er nach seiner Auszeichnung mit dem Wolfram-von-Eschenbach-Förderpreis ein Multimedia-Projekt „Wolfram“ entwickelt. Im Rahmen der Wagner-Festspiele hat er dann eine Ausstellung „Parzival, dem Suchenden“ gewidmet.

Die Computertechnik sorgt auch nach seinem Umzug nach Binzwangen bei Colmberg für Gerd Scherms Präsenz in der Szene. Derzeit arbeitet der freischaffende Autor, Multimedia-Künstler und Kommunikationsdesigner unter anderem an einem Jugendbuch mit dem Titel „Schamanenkind“ und in Zusammenarbeit mit dem Fotografen Jean-Marie Bottequin an dem Internet-Projekt „Wolfsschlucht“.

Bei seinen vielfältigen Aktivitäten ist Gerd Scherm ein Suchender im Grenzbereich elementarer Erfahrungen geblieben. Von seiner Offenheit für das Wunderbare geht eine eigentümliche Faszination aus. Seine Ideen und seine Erfahrung sind ein reichhaltiger Schatz, aus dem sich gut schöpfen lässt.
VOLKER DITTMAR

  
© FÜRTHER NACHRICHTEN

 

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