"Der Turm der geschwätzigen Vögel"

Gerd Scherm | Der Turm der geschwätzigen Vögel

Klappentext:

... Dieses Hiersein in dieser Stadt, bei diesen Menschen, in diesem Turm, bei diesen geschwätzigen Vögeln, es hat tiefe Spuren in mir hinterlassen. Anfangs dachte ich noch, der Turm wäre ein guter Platz um an meinem Mittelalterroman zu schreiben. Doch schnell erkannte ich, dass es hier nur ein Thema geben kann: Abenberg und die Abenberger. Du hast recht, wenn Du in Deinem dritten Brief schreibst, alles andere wäre Verrat. Und so habe ich über sie geschrieben, und über die, die vorher da waren wie Stilla und Wolfram und über die, die zu Gast waren.

Als Abenberger Turmschreiber

Zwischen meinem alten Bauernhaus in Binzwangen und dem Schottenturm auf Burg Abenberg liegt die Luftlinie der Realität. Ein fränkischer Ereignishorizont formt sich und bildet eine historische Kulisse, bunt bevölkert wie ein Märchenbasar: Streitbare Minnesänger, allgegenwärtige Ortsheilige, Alice im Wunderland von Dürrenmungenau, der Klosteigkönig und sein amerikanischer Truck, ein bogenschießender Inder, ein falscher Jakob im Dorfkirchlein, die Veteranen von Woodstock auf dem Turnieranger, träumende steinerne Engel, Einrad fahrende rote Teufel und viele mehr. Und ich hoch über allem, umgeben von Dutzenden geschwätziger Mauersegler in „meinem“ Turm.
Es war auch schön, sich zurückzuziehen, um alles zu verarbeiten. Jedes der 22 Fenster der Türmerwohnung einfach zumachen und die Welt draußen lassen. Meine Friederike mit einem Buch, ich mit einer Kladde und einem Stift und die Mauersegler in ihrer üblichen Unterhaltung mit ihrem Nachwuchs. Das waren jene Momente, in denen man als Turmschreiber über den Dingen schweben konnte. Kein Haus weit und breit, nicht einmal ein Horizont, nur Weite, endlose Weite.
Das Abenberger Stipendium erwies sich als eine „Expedition ins unbekannte Franken“, eine Erkundung abseits der Trampelpfade der Eventkultur. Mein Buch ist nicht zuletzt eine Hommage an die Menschen und ein Land, in dem es noch so viel zu entdecken gibt.

Gerd Scherm im April 2011

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