13. Fürther Kunst-Begegnungen

Fürther Nachrichten vom 23. Juni 2004

Erinnerungen an die Zivilisation
Generationen-Treffen: Sechs süddeutsche Künstler bei den Kunst-Begegnungen in Burgfarrnbach

Zusammentreffen, Gespräch von Künstlern, Materialien, Stilen, eventuell auch verschiedene Generationen von Kunstschaffenden sollen die Fürther Kunstbegegnungen sein, die unter der Organisation Gerd Scherms und seiner Partnerin Friedrike Gollwitzer mittlerweile zum dreizehnten Mal stattfinden. Im Schloss Burgfarrnbach laden bis zum 18. Juli Exponate von sechs Künstlern, in diesem Jahr aus dem süddeutschen Raum, zur Betrachtung und Entdeckung ein.

„Ausgesetzte“ Hochhäuser unter den Bäumen im Schlossgarten — Textildrucke auf Rahmen gespannt von Christine Regenberg aus Fürth — stellen Wohn- und Lebensform des modernen Menschen in einen fremden Kontext und damit auch in Frage. Architektur verkörpern auch die Holzskulpturen von Simon Stiegeler (Grafenhausen), hölzerne Hüllen, die einen hohen, schmalen Raum umfassen, der durch Symmetrie und Schlichtheit gekennzeichnet ist: poetische Behausungen, in die der Betrachter hinein und durch die er hindurch sehen kann.

Gegenständlich und bildlich verkörpert Christoph Mayer aus Eichstätt in Marmor die Liebe ohne Rücksicht auf klassische oder zeitgenössische Schönheitsideale mit geradezu massiven Figuren. Geistige und körperliche Liebe als Spiel aus Nähe und Distanz, Kontur und Konturlosigkeit, die weder das Leichte und Augenzwinkernde, noch die ebenfalls möglichen Implikationen von Dominanz und Vereinnahmung aussperren.

Einheit aus Gegensätzen

Der Ansbacher Volkmar Schlarp arbeitet mit ungewöhnlichen Materialkombinationen. Metall und Holz verbinden sich in seiner Feuerleiter zu einer Einheit aus Gegensätzen, die sich in der Form - eine züngelnde, gewundene Holzflamme, durchbohrt oder gehalten von der kühlen, glatten, geraden Stahlkonstruktion der Leiter - fortsetzt, Statik und Dynamik gleichermaßen ausdrückt.

Räume der Entdeckung haben Dierk Berthel und Ernst Herlet gemeinsam gestaltet. Das Schiff als symbolisches Medium der Reise und des Überganges wurde von Berthel in Holz und Draht, in Papier und Blei, archaisch und modern dargestellt - eine Flotte unterschiedlichster Wasserfahrzeuge, unterwegs in den von Herlet beigesteuerten Landschaften. Dessen Bilder bewahren Erinnerungen an alte Zivilisationen und sterbende Kulturen, nicht in realistischer Abbildung, sondern als emotionale Denkmäler. Großen, fast leeren Farbflächen sind bei ihm Zonen von eindrücklicher Aussagekraft entgegengesetzt, oft unterstrichen durch halb übermalte Worte und Notizen, so dass der Betrachter selbst zum Entdecker werden muss.

Prominent die immer wieder auftauchende Jahreszahl 1492 als ominöse Chiffre für eine Zivilisationen vernichtende Zivilisation, hinter der die Menschen nur noch zusammengekrümmt in eng abgesteckten Rahmen am Bildrand zurückbleiben, wie in „La noche triste“.
SIGRUN ARENZ

13. Fürther Kunst-Begegnungen: Stadtmuseum Fürth/Schloss Burgfarrnbach, Schlosshof 12, montags 8-17, dienstags bis donnerstags 8-16, freitags 8-12, Wochenenden 10-13 Uhr. Bis 18. Juli. Net-Infos unter www.scherm.de/13kb

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