Fürther Nachrichten vom 11. Juni 2001

Seitenverkehrt – Trhekrevneties
Stählernes und klare Formen bei den zehnten Fürther Kunst-Begegnungen im Schloss Burgfarrnbach

Ein weißer Büstenhalter hängt schwer an der Leine zwischen zwei Nadelbäumen. Und die Venus gegenüber verbirgt verschämt den Kopf zwischen den allzu dürren Armen. Über allem thront die Buchstabenkombination trhekrevneties – seitenverkehrt.

Kunst, die sich zusammenfindet: Draußen im Burgfarrnbacher Schloss und drinnen. Kunst, die miteinander harmoniert in Linien, Strukturen und ihrer Dreidimensionalität. Nicht immer laufen Objekte und Zeichnungen so glatt wie diesmal in- und nebeneinander, bei den Fürther Kunst-Begegnungen, die zum zehnten Mal stattfinden und die Friederike Gollwitzer und Gerd Scherm 1992 ins Leben gerufen haben. Sechs Künstlerinnen und Künstler aus Deutschland und Italien präsentieren sich diesmal.

Es geht viel ums Widerspiegeln, um Harmonisches in der Form. Links, rechts, Spiegelsymmetrien und Seitenverkehrtes animieren etwa Boris Engelbrecht, sich immer wieder neu mit Schriften auseinanderzusetzen.

Eiserne Bloßheit

Klarheit in der Form sucht auch Verena Mayer-Tasch aus Italien, die Wäschestücke aus Marmor gefräst und an faustgroße Klammern geschraubt hat. Und dazwischen gleichsam stählerne Wachsoldaten, die Figuren von Johannes L. M. Koch: blank, klare Linie, nackt. Wie jene, die versucht, ihre eiserne Bloßheit zu bedecken. Und zwei, die im Kampf verflochten scheinen.

Friedrich Popps Skulpturen behaupten sich dagegen. Reduziert in grobem Stahl auf ihre Bedeutung sind sie etwa Donna oder Prometheus. Geschaffen aus mannshohen Wellenstangen, zackigen Scheiben und verbunden mit fingerdicken Muttern stehen sie da wie stumme Ankläger einer noch nicht begangenen Tat.

Um Landschaftsformen geht es bei Christine Regenberg. Von der Zeichnung erstellt sie ein Din-A-4-großes Drahtgeflecht und setzt sie dann in ein grobes, großes Holzgerippe um. Kim Nordmanns metergroßes Ohr aus Draht, papierüberspannt, verbindet die Innen- und Außenwelt und steht beinahe symbolisch für das Drinnen und Draußen der gesamten Kunst-Begegnung – und liegt vielleicht daher auch nicht ganz zufällig im Treppenhaus auf den Stufen. Ausstellung noch bis 8. Juli, Mo. 8 bis 17, Di., Do. 8 bis 16, Fr. 8 bis 12 und So 10 bis 13 Uhr. MARTINA HILDEBRAND

© FÜRTHER NACHRICHTEN

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